Geschrieben von Dieter
Ich werde alt! Nun ja, genau genommen bin ich schon alt. Richtig klar wurde mir das allerdings erst, als ich – zufrieden aufgrund meiner Wegfindungskünste im verhassten Berlin – vor dem Bi Nuu stand, nur um festzustellen, dass der Club früher Kato hieß und ich schon 1.000-mal dagewesen bin. Im Gespräch mit dem freundlichen Mann an der Abendkasse erfuhr ich, dass es bereits seit 2012 so heißt. Meine spontan geäußerte „du willst mich doch verarschen“ Reaktion verbuchte besagter Mann offensichtlich unter Demenz, so dass mir weiterhin freundlich Einlass gewährt wurde.
Eine im Nachhinein durchgeführte Internetrecherche ließ mich schließlich über folgenden Satz auf der Homepage des Bi Nuu stolpern: „Wo sich im ehemaligen KATO vorher vor allem die schwarze Szene zu Konzerten und Parties traf, rocken nun Bands und Acts aller Genres.“ Meine Gedächtnislücken sind offenbar größer als angenommen. Denn ich war tatsächlich auf vielen Konzerten im Kato, aber die schwarze Szene habe ich dort nur selten angetroffen. Doch wem über einen Zeitraum von 5 Jahren die Umbenennung eines Clubs entgeht, dem entgeht vielleicht noch so einiges anderes.
Zurück zum eigentlich Anlass. Obwohl, eine Sache noch. Immer wenn ich Bi Nuu schreibe, sagt mein Kopf Bi Nuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuhhhhhh und ich stelle mir dabei eine leckere, asiatische Hühnersuppe vor. Jetzt aber wirklich zurück zur Sache.
Samiam war der Anlass meiner Reise nach Berlin – ohne Horst, der sich für die Enkelferienbetreu-ung hatte verpflichten lassen und im Gegensatz zu mir nicht der Meinung war, dass die Post-Punk Legenden eine adäquate Abendbeschäftigung für zwei 10-Jährige sind. Spielverderber. Als Vor-band gab es Kid Dad, die sich redlich mühten und – zu mindestens in meiner Erinnerung – eine Art Pop-Punk mit leicht rauer Note servierten. Das war gar nicht schlecht.
Danach kamen Samiam, die mich optisch ein wenig mit einer schlankeren Ausgabe von Henry Rollins an der zweiten Gitarre und einem Herrn mit explodierter Frisur am Schlagzeug ablenkten. Gerade Letzterer lieferte dabei einen sehr tighten Job an der Schießbude ab, was ich aufgrund viel zu lauter erster Gitarre von Mr. Loobkoff bei Mini-Henry-Rollins nicht beurteilen kann. Gespielt wurde wirklich alles was man kennt und mag, sowie einiges was man auch kennt, aber weniger mag. Sogar der Gesang von Jason Beebout hat mich diesmal überzeugt. Bei meinen letzten 3,5 Samiam Konzerten war er spätestens zur Hälfte der Show mehr oder weniger heißer. Ich glaube er hat Bühnenpräsenz gegen Stimmpräsenz getauscht. Ein Tausch, den ich als durchaus vorteilhaft für den Zuhörer beschreiben würde.
Fazit: Bei nächster Gelegenheit werde ich die 5 Samiam Konzertbesuche voll machen. Nach der Hälfte zu gehen, war dieses Mal auf jeden Fall keine Option.