Geschrieben von Dieter
Normalerweise sitzen Horst und ich an so einem lauen Sonntagnachmittag im Garten und erzählen uns Geschichten aus dem Krieg, jedenfalls über Das, was für uns Krieg war. Mit echtem Krieg (Zerstörung, Tod, nur Verlierer) hatte das in der Regel nicht viel zu tun.
Laut Aussage des alten Haudegen Jacob Bannon war das erste Converge Konzert in Leipzig vor 24 Jahren. Nicht, dass sich Horst oder ich erinnern könnten. Aber wir waren da, bestimmt. Und dank Horsts äußerst reichlich dimensioniertem Zeitpuffer sowie einer zugegebenermaßen sehr clever gewählten Route, standen wir um Punkt 18 Uhr beim veganen Hipster unserers Vertrauens auf der Matte und konnten in aller Ruhe das Abendessen genießen. Das sich die Lokalität und das UT Connewitz fast die Eingangstür teilen, ist dabei ein angenehmer Nebeneffekt. Offen bleibt allerdings die Frage, ob an einem durchschnittlichen Sommersonntagabend in Connewitz schon immer so viel Verkehr war.
Zu Horsts Verteidigung sei allerdings noch erwähnt, dass wir offensichtlich nicht die Einzigen waren die sich fragten, ob es jetzt eigentlich 19 oder 20 Uhr losgeht, denn es gab bereits zu dieser frühen Stunde einen reichlichen Zufluss an Publikum. Quasi als Kompromiss starteten dann um 19:30 Uhr Frontierer mit ihrer brutalen Math-Metal-Core Mischung in gehöriger Lautstärke. Das war chaotisch, sehr energetisch und irgendwie ganz schön gut. Abgesehen von der Lautstärke lässt sich das leider über Frozen Soul nicht behaupten. Technisch gut war das auch, aber ein energetischer Funke sprang bei mir nicht über und die Songs flossen vorbei. Das Publikum 3x pro Song zum Circle Pit zu animieren machte es nicht wirklich besser, so dass Horst sich schon sehr früh im Set frische Luft genehmigte, ich folgte ihm eine Weile später.
Ein wenig überraschend standen danach Health auf der Bühne. Ich hätte schwören können – und Horst pflichte dem bei – dass sie zum Zeitpunkt des Ticketerwebs noch nicht im Billing standen. Aber vielleicht ist einfach ein Besuch bei Fielmann überfällig, für uns beide. Deren Musik beschreibt sich meiner Meinung nach am besten als „Live Sounddesign aus Los Angeles“, oder wie ein anderer Gast an der rettenden frischen Luft es beschrieb: eine Mischung aus Evanescence, Placebo und Deftones. Selten hat es jemand geschafft, 3 Bands in einem so kurzen Satz zu beleidigen.
Irgendwann war dann für alle Beteiligten genug frische Luft getankt, Health vorbei und Converge spielten munter in doch schon leicht gelichteten Reihen auf. Das hinderte das Quartett allerdings nicht an einem Abriss allererster Güte, sowohl in Lautstärke, Geschwindigkeit, Präzision und Wut. Horst war leicht traurig, denn trotz meiner intensiven Hoffnungsbremsungsversuche, keimte in ihm das letzte Fünkchen, dass nicht vielleicht doch Chelesa Wolfe spontan aus der Dunkelheit ins Bühnenlicht tritt und es das ein oder andere Stück aus Bloodmoon: I zu hören gibt. Passierte leider nicht, dafür gabs 2-3 all time greatest aus dem umfangreichen Repertoire.
Fazit: Gerne wieder, dann bitte nur mit Frontierer und Converge. Danke.