Geschrieben von Dieter
Gott, wie soll ich mich nur mit diesem Beitrag kurz fassen? Was doch alles passiert ist in den letzten 5 Jahren. Website kaputt, Corona, …
Zusammenfassend kann ich sagen, Horst und ich haben es überlebt. Das trifft leider nicht auf alle Personen in unserem Umfeld zu. Umso schöner war es, schon vor dem Conne Island vertraute Gesichter zu erspähen. Es wurde sich freundlich aber zurückhaltend begrüßt und irgendwie stand bei den Gästen unserer Generation unsichtbar, aber dennoch wahrnehmbar, ins Gesicht geschrieben: „Ja, ich habs überlebt und ja, ich gehe wieder auf Shows. Cool, du auch!“. Insofern war es ein bisschen wie eine dieser Familienfeiern, nur ohne nervige Familie.
Horst und ich waren bereits vor dem ersten Ton von Irnini Mons klitschnass, denn das vegane Abendessen beim lokalen Connewitzer Hipster rächte sich in Form eines unfassbaren Wolkenbruches auf dem Weg zum Conne Island. Dort angekommen, dann die besagten vertrauten Gesichter und tiefsinnigen Gespräche über das Leben, die dafür sorgten, dass wir nach dem letzten Ton von Irnini Mons noch immer klitschnass waren, aber leider den Weg durch die Eingangstür noch nicht geschafft hatten.
Aber in unserem Alter dürfen wir es uns erlauben, nur wegen Shellac zu kommen. Dem Wunsch der Band nach Tragen einer Maske, ausgedrückt und aufgehängt auf unscheinbaren A4 Zetteln, kamen neben uns ca. weitere 75% des Publikums nach. Das beeindruckte mich dann doch ein wenig, sicherlich altersbedingte Rührseligkeit.
Tja und Shellac boten genau das, was ich – und anhand der Reaktionen des restlichen Publikums – wohl alle erwartet hatten. Eine musikalisch knackscharfe, hochpräzise Reise durch ihre Diskographie, garniert mit streitbarer Bühnenkomik des Bassisten. Minimalistische Rockkunst mit fast einzigartigem, großem Sound. Und es fällt mir wirklich schwer es zu schreiben, aber eben genauso 3 alte weiße Männer, die alte weiße Männer Musik machen. Ich bin selbst erschrocken darüber, wie sich dieser Eindruck als schaler Nachgeschmack in mir breit macht. Während der Show war es nur eine innere Randnotiz, in den Tagen (und inzwischen Wochen) danach ist es für mich als hauptsächliche Erinnerung hängengeblieben. Und wie nass wir waren.
Fazit: Nachdenklich.
P.S.: Horst fährt inzwischen ein Elektroauto. Oder es fährt ihn. Ich bin mir da nicht so ganz sicher. Sein sorgfältig ausgekundschafteter Plan zum Laden dieses Automobils verschaffte uns eine unfreiwillige Nacht in Leipzig, denn der lokale Konsum mit Ladestation verschließt um 22:45 Uhr seine Pforten. Und zwar massiv.