CONVERGE, FROZEN SOUL, FRONTIERER, HEALTH – UT CONNEWITZ, Leipzig – 13.08.2023

Geschrieben von Dieter

Normalerweise sitzen Horst und ich an so einem lauen Sonntagnachmittag im Garten und erzählen uns Geschichten aus dem Krieg, jedenfalls über Das, was für uns Krieg war. Mit echtem Krieg (Zerstörung, Tod, nur Verlierer) hatte das in der Regel nicht viel zu tun.

Laut Aussage des alten Haudegen Jacob Bannon war das erste Converge Konzert in Leipzig vor 24 Jahren. Nicht, dass sich Horst oder ich erinnern könnten. Aber wir waren da, bestimmt. Und dank Horsts äußerst reichlich dimensioniertem Zeitpuffer sowie einer zugegebenermaßen sehr clever gewählten Route, standen wir um Punkt 18 Uhr beim veganen Hipster unserers Vertrauens auf der Matte und konnten in aller Ruhe das Abendessen genießen. Das sich die Lokalität und das UT Connewitz fast die Eingangstür teilen, ist dabei ein angenehmer Nebeneffekt. Offen bleibt allerdings die Frage, ob an einem durchschnittlichen Sommersonntagabend in Connewitz schon immer so viel Verkehr war.

Zu Horsts Verteidigung sei allerdings noch erwähnt, dass wir offensichtlich nicht die Einzigen waren die sich fragten, ob es jetzt eigentlich 19 oder 20 Uhr losgeht, denn es gab bereits zu dieser frühen Stunde einen reichlichen Zufluss an Publikum. Quasi als Kompromiss starteten dann um 19:30 Uhr Frontierer mit ihrer brutalen Math-Metal-Core Mischung in gehöriger Lautstärke. Das war chaotisch, sehr energetisch und irgendwie ganz schön gut. Abgesehen von der Lautstärke lässt sich das leider über Frozen Soul nicht behaupten. Technisch gut war das auch, aber ein energetischer Funke sprang bei mir nicht über und die Songs flossen vorbei. Das Publikum 3x pro Song zum Circle Pit zu animieren machte es nicht wirklich besser, so dass Horst sich schon sehr früh im Set frische Luft genehmigte, ich folgte ihm eine Weile später.

Ein wenig überraschend standen danach Health auf der Bühne. Ich hätte schwören können – und Horst pflichte dem bei – dass sie zum Zeitpunkt des Ticketerwebs noch nicht im Billing standen. Aber vielleicht ist einfach ein Besuch bei Fielmann überfällig, für uns beide. Deren Musik beschreibt sich meiner Meinung nach am besten als „Live Sounddesign aus Los Angeles“, oder wie ein anderer Gast an der rettenden frischen Luft es beschrieb: eine Mischung aus Evanescence, Placebo und Deftones. Selten hat es jemand geschafft, 3 Bands in einem so kurzen Satz zu beleidigen.

Irgendwann war dann für alle Beteiligten genug frische Luft getankt, Health vorbei und Converge spielten munter in doch schon leicht gelichteten Reihen auf. Das hinderte das Quartett allerdings nicht an einem Abriss allererster Güte, sowohl in Lautstärke, Geschwindigkeit, Präzision und Wut. Horst war leicht traurig, denn trotz meiner intensiven Hoffnungsbremsungsversuche, keimte in ihm das letzte Fünkchen, dass nicht vielleicht doch Chelesa Wolfe spontan aus der Dunkelheit ins Bühnenlicht tritt und es das ein oder andere Stück aus Bloodmoon: I zu hören gibt. Passierte leider nicht, dafür gabs 2-3 all time greatest aus dem umfangreichen Repertoire.

Fazit: Gerne wieder, dann bitte nur mit Frontierer und Converge. Danke.

UNSANE + WORN OUT – Cyprus Avenue, Cork (Irland) – 11.05.2023

Geschrieben von Horst

Was macht man, wenn man im Urlaub genug von Schafen, Kühen und grünen Wiesen hat? Richtig, auf eine Show der alten Noiser von Unsane gehen. Wenn die schon zufälligerweise in der selben Stadt sind wie ich. Trotz energischem Protest der Reisebegleitung, ausgelöst durch kurzes Reinhören. Dieter hätte es verstanden. Aber der musste zu Hause bleiben. Ebenfalls aufgrund energischem Protests der Reisebegleitung.

Also Reisebegleitung im Hotel geparkt. Auf zur Cyprus Avenue. Schöne Location, nette Leute, normalerweise wohl sogar mit Dachterrasse. Leider heute geschlossen. Egal, ich war ja wegen der Musik da.

Und die began heftig. Die Lokalmatadore von Worn Out legten ein derbes Metalcore Brett hin. Wobei es kein klassicher Metalcore war. Eher Metalcore mit deutlichen Hardcore Anleihen. (Anmerkung: geht das eigentlich? Weil das „Core“ im Metal entstammt ja bereits dem „Hard….“. Egal.). Und dazu ein guter Schuss Deftones. Und Enerrrrrgiieeeeee, wie Picard sagen würden. Ich glaube der irische Whiskey tut mir nicht gut. Egal. Was kann es besseres geben? Es hätte etwas leiser sein können. Genauer gesagt, viel leiser. Denn der altersgerechte Gehörschutz lag (natürlich) in der Heimat.

Leicht taub und nach einem kurzen Barbesuch sowie ebenso kurzer Umbaupause dann Unsane. Da gabs Noise, Noise, Noise. Wie man es kennt. Wie man es liebt. Sie gaben alles. Aber an diesem Abend war das nicht genug. Worn Out hatte den Laden für mich bereits abgerissen. Der Altersunterschied könnte eine Rolle gespielt haben. Aber auch in Sachen Präzision gaben sich beide keine Blöße. Die Energie gab den Ausschlag.

Fazit: Schön, schöner, Worn Out. T-Shirt gekauft. Taub. Zukünftig andere Reisebegleitung.

THRICE, COHEED & CAMBRIA, TOUCHE AMORE – Huxleys neue Welt, Berlin – 25.10.2022

Geschrieben von Horst

Berlin also. Immerhin ein Parkplatz mit Ladesäule direkt vorm Club. Bissel störrisch das Ding. Aber geladen hats. Schnell rein, schnell wieder raus aus dieser scheiß Stadt. Naja. Wir waren ja wegen Thrice da. Und Touche Amore haben auf jeden Fall gut angeheizt. Warum die aber schon vor dem offiziellen Beginn gespielt haben – keiner weiß es. Warum sie auch erst recht spät ins Billing aufgenommen wurden – weiß auch keiner. Egal. Sie haben sich nach Kräften bemüht, sympatischer Post-Hardcore aber durch den Gesang irgendwie nicht my cup of tea.

Danach Coheed & Cambria. Und wenn einem etwas schlecht vorkommt, heißt es nicht immer, dass es schlecht sein muss. Manchmal versteht man es einfach nicht. Das bleibt mir auch als einzige Erklärung. Aces High als Introsong. Dann random Samples die wohl die Scene setten sollten. Die Frage ist nur für was? Glatt gebügelter „Prog“-Rock mit Discobeats? Danach wieder random Samples und Einspieler. Ich will selten auf einem Konzert einfach gehen. Naja. Dieter hat mich festgehalten, zumindestens im übertragenen Sinne. Der es extrem fühlende Coheed & Cambria Fan 3m vor mir schien es auf jeden Fall zu verstehen. Schön für ihn.

Dann Thrice, finally. Und für gar nicht wenige im Publikum der live vorgetragene Abschied vom Orange County Post-Punk / Post-Hardcore. Nicht dass man das nicht schon auf den letzten 5 Alben hätte hören können. Aber Eingeständnisse sind halt eine schwierige Sache. Mir haben sie mit dieser Show sogar das sperrige Horizons/East ein wenig ans Herz gelegt. Außerdem gabs die ganzen wirklich großen Songs. Ohne Ausnahme.

Fazit: Ergreifend.

SHELLAC + IRNINI MONS – Conne Island, Leipzig – 31.05.2022

Geschrieben von Dieter

Gott, wie soll ich mich nur mit diesem Beitrag kurz fassen? Was doch alles passiert ist in den letzten 5 Jahren. Website kaputt, Corona, …

Zusammenfassend kann ich sagen, Horst und ich haben es überlebt. Das trifft leider nicht auf alle Personen in unserem Umfeld zu. Umso schöner war es, schon vor dem Conne Island vertraute Gesichter zu erspähen. Es wurde sich freundlich aber zurückhaltend begrüßt und irgendwie stand bei den Gästen unserer Generation unsichtbar, aber dennoch wahrnehmbar, ins Gesicht geschrieben: „Ja, ich habs überlebt und ja, ich gehe wieder auf Shows. Cool, du auch!“. Insofern war es ein bisschen wie eine dieser Familienfeiern, nur ohne nervige Familie.

Horst und ich waren bereits vor dem ersten Ton von Irnini Mons klitschnass, denn das vegane Abendessen beim lokalen Connewitzer Hipster rächte sich in Form eines unfassbaren Wolkenbruches auf dem Weg zum Conne Island. Dort angekommen, dann die besagten vertrauten Gesichter und tiefsinnigen Gespräche über das Leben, die dafür sorgten, dass wir nach dem letzten Ton von Irnini Mons noch immer klitschnass waren, aber leider den Weg durch die Eingangstür noch nicht geschafft hatten.

Aber in unserem Alter dürfen wir es uns erlauben, nur wegen Shellac zu kommen. Dem Wunsch der Band nach Tragen einer Maske, ausgedrückt und aufgehängt auf unscheinbaren A4 Zetteln, kamen neben uns ca. weitere 75% des Publikums nach. Das beeindruckte mich dann doch ein wenig, sicherlich altersbedingte Rührseligkeit.

Tja und Shellac boten genau das, was ich – und anhand der Reaktionen des restlichen Publikums – wohl alle erwartet hatten. Eine musikalisch knackscharfe, hochpräzise Reise durch ihre Diskographie, garniert mit streitbarer Bühnenkomik des Bassisten. Minimalistische Rockkunst mit fast einzigartigem, großem Sound. Und es fällt mir wirklich schwer es zu schreiben, aber eben genauso 3 alte weiße Männer, die alte weiße Männer Musik machen. Ich bin selbst erschrocken darüber, wie sich dieser Eindruck als schaler Nachgeschmack in mir breit macht. Während der Show war es nur eine innere Randnotiz, in den Tagen (und inzwischen Wochen) danach ist es für mich als hauptsächliche Erinnerung hängengeblieben. Und wie nass wir waren.

Fazit: Nachdenklich.

P.S.: Horst fährt inzwischen ein Elektroauto. Oder es fährt ihn. Ich bin mir da nicht so ganz sicher. Sein sorgfältig ausgekundschafteter Plan zum Laden dieses Automobils verschaffte uns eine unfreiwillige Nacht in Leipzig, denn der lokale Konsum mit Ladestation verschließt um 22:45 Uhr seine Pforten. Und zwar massiv.

KID DAD + SAMIAM – Bi Nuu, Berlin – 03.08.2017

Geschrieben von Dieter

Ich werde alt! Nun ja, genau genommen bin ich schon alt. Richtig klar wurde mir das allerdings erst, als ich – zufrieden aufgrund meiner Wegfindungskünste im verhassten Berlin – vor dem Bi Nuu stand, nur um festzustellen, dass der Club früher Kato hieß und ich schon 1.000-mal dagewesen bin. Im Gespräch mit dem freundlichen Mann an der Abendkasse erfuhr ich, dass es bereits seit 2012 so heißt. Meine spontan geäußerte „du willst mich doch verarschen“ Reaktion verbuchte besagter Mann offensichtlich unter Demenz, so dass mir weiterhin freundlich Einlass gewährt wurde.

Eine im Nachhinein durchgeführte Internetrecherche ließ mich schließlich über folgenden Satz auf der Homepage des Bi Nuu stolpern: „Wo sich im ehemaligen KATO vorher vor allem die schwarze Szene zu Konzerten und Parties traf, rocken nun Bands und Acts aller Genres.“ Meine Gedächtnislücken sind offenbar größer als angenommen. Denn ich war tatsächlich auf vielen Konzerten im Kato, aber die schwarze Szene habe ich dort nur selten angetroffen. Doch wem über einen Zeitraum von 5 Jahren die Umbenennung eines Clubs entgeht, dem entgeht vielleicht noch so einiges anderes.

Zurück zum eigentlich Anlass. Obwohl, eine Sache noch. Immer wenn ich Bi Nuu schreibe, sagt mein Kopf Bi Nuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuhhhhhh und ich stelle mir dabei eine leckere, asiatische Hühnersuppe vor. Jetzt aber wirklich zurück zur Sache.

Samiam war der Anlass meiner Reise nach Berlin – ohne Horst, der sich für die Enkelferienbetreu-ung hatte verpflichten lassen und im Gegensatz zu mir nicht der Meinung war, dass die Post-Punk Legenden eine adäquate Abendbeschäftigung für zwei 10-Jährige sind. Spielverderber. Als Vor-band gab es Kid Dad, die sich redlich mühten und – zu mindestens in meiner Erinnerung – eine Art Pop-Punk mit leicht rauer Note servierten. Das war gar nicht schlecht.

Danach kamen Samiam, die mich optisch ein wenig mit einer schlankeren Ausgabe von Henry Rollins an der zweiten Gitarre und einem Herrn mit explodierter Frisur am Schlagzeug ablenkten. Gerade Letzterer lieferte dabei einen sehr tighten Job an der Schießbude ab, was ich aufgrund viel zu lauter erster Gitarre von Mr. Loobkoff bei Mini-Henry-Rollins nicht beurteilen kann. Gespielt wurde wirklich alles was man kennt und mag, sowie einiges was man auch kennt, aber weniger mag. Sogar der Gesang von Jason Beebout hat mich diesmal überzeugt. Bei meinen letzten 3,5 Samiam Konzerten war er spätestens zur Hälfte der Show mehr oder weniger heißer. Ich glaube er hat Bühnenpräsenz gegen Stimmpräsenz getauscht. Ein Tausch, den ich als durchaus vorteilhaft für den Zuhörer beschreiben würde.

Fazit: Bei nächster Gelegenheit werde ich die 5 Samiam Konzertbesuche voll machen. Nach der Hälfte zu gehen, war dieses Mal auf jeden Fall keine Option.

THRICE + FJORT – Live Music Hall, Köln – 23.08.2016

Geschrieben von Horst

Schon wieder Köln. Unfassbar. Eine Clubshow. In Deutschland. Eine!!! Wenn die wüßten, was wir alten Säcke dafür auf uns nehmen müssen. Egal. Ich machs kurz. Was für ne Sause. Das Fjort im Vorprogramm spielen, war uns irgendwie entgangen. War aber auch wurscht. Die hatten einen Sound wie ein vorbeifahrendes Müllauto. Dafür politisch hoch korrekt. Sauber. Es folgten knappe 2 Stunden durch die Thrice Diskografie. Präzise und mit einem glasklaren Sound vorgetragen. Wahnsinnig gut. Sogar die streibaren Sachen von The Alchemy Index waren dabei. Stark. Neben der extremen Tightness ist mir zum ersten Mal aufgefallen, wie langsam die meißten Songs sind. Auf Platte fällt das nicht auf.

Naja. Dieter mussten wir dann kurz vor Ende noch zwangsbeatmen lassen. War aber auch kein Wunder bei den 95 Grad in der Bude.

Fazit: Wunderschön. Und es gibt ein Bild.

AT THE DRIVE IN + LE BUTCHERETTES – Palladium Cologne, Köln – 30.03.2016

Geschrieben von Horst

Köln. Wat ne Anreise. Mit so einem neumodischen Fernbus. Ich hasse Busreisen. Dieter dagegen war bereits vor Fahrtantritt extrem optimistisch. Konnte ich dann später aufgrund der zahlreichen Mitfahrerinnen unter 30 verstehen. Naja. Immerhin waren wir pünktlich am Palladium. Doch wir waren nicht allein. Es würde voll werden. Das war offensichtlich. Wir waren – natürlich – die Ältesten. Doch die Verteilung des Alters auf die vorhandenen Menschen war wesentlich vorteilhafter als im Fernbus. Für uns.

Als erstes kamen Le Butcherettes. Mir gänzlich unbekannt und allgemein sehr anstrengend. Doch ich musste anerkennen, dass sie ihre Sache ganz gut machten. Stimmlich gewaltig und absolut tontreffend. Präsente Frontfrau. Vom seltsam vor sich hin wippenden Bassisten kann man das nicht behaupten. Kaufen würde ich es mir nicht. Aber es Helene Fischer vorziehen.

Dann der Grund der Reise. At The Drive-In. 16 Jahre nach Relationship Of Command. Ich war ein wenig fassungslos. Darüber, dass ich das noch erleben durfte. Und konnte. Normalerweise steigen die Emotionen bei derartigen Anlässe mir nicht mehr über Brustwarzenhöhe. Doch sie waren wirklich da, zu mindestens fast. Jim Ward musste oder wollte zu Hause bleiben. Man weiß es nicht. Ich fand es schade. Denn Sparta mochte ich sehr. Zurück zum Thema. Es folgte ein 1,5h langes, ziemlich tightes Set. Unterbrochen lediglich durch den ungewöhnlich redseligen Cedric und seine Lobenshymnen auf Deutschland. Es wurde alles gespielt, was gespielt werden musste. Altes, ganz Altes und mehr oder weniger der komplette Durchgang Relationship Of Command. Einer hat seine Sache an diesem Abend besonders gut gemacht und zwar stimmlich. Der schon angesprochene Cedric. Ich kann mich noch dunkel an „früher“ erinnern. Da war das Treffen der Töne eher Roulette. Am Ende des Sets war es dann vollkommen vorbei mit mir. Es kam Napoleon Solo, direkt nach einer Erzählung Cedrics, dass Omar den Tod seiner Mutter verpasst hat, weil sie damals auf Tour waren. Ich war feucht ergriffen und dachte an all das was war. Und das nicht mehr soviel kommen würde.

Fazit: This is forever.

P.S.: Dieter hat es ebenfalls gefallen. Nur ich ihm nicht.

FARIN URLAUB RACING TEAM – Thüringenhalle, Erfurt – 23.05.2015

Geschrieben von Dieter

Ich sage es euch klipp und klar. Manchmal ist es nicht einfach mit dem Horst. Vor allem seitdem dieser wortkarge Griesgram, entgegen aller Erwartungen, doch noch einmal mit einem Frauenzimmer angebändelt ist. Ich war daher einigermaßen überrascht, als er mit 2 Karten für das ausverkaufte Farin Urlaub Racing Team Konzert vor meiner Tür stand. Warum er gerade die Musik des klugscheißenden Jan Vetter als Soundtrack zu unserem ersten gemeinsamen Konzertbesuch seit fast einem Jahr auswählte, wird mir für immer ein Rätsel bleiben.

Und so standen wir mit der Gewissheit, die Parkplatzsituation ein wenig unterschätzt zu haben, um kurz vor 20 Uhr in der Thüringenhalle und stellten in seltener Einigkeit fest, dass es noch immer die hässlichste Halle Erfurts ist. Wir kamen nicht einmal mehr bis zum ersten 4,- EUR Bier, welches in seitens des Herrn Vetters hochgradig kommerzialisierten Bechern ausgeschenkt wurde. Ich bin mir recht sicher, dass jedes Mal wenn einer dieser Becher verkauft wird, irgendwo auf der Welt ein armer Punker an einer Niete erstickt. Aber mit 50 ist einem eben das Hemd näher als der Rock.

So fiel also der Vorhang buchstäblich vor dem ersten Bier und im Nachhinein gesehen hätte er für mich lieber oben bleiben sollen. Die Ärzte fand ich schon immer scheiße, musste aber im Rahmen einer gewissen Altersweisheit irgendwann einmal eingestehen, dass die Texte doch öfters das Prädikat überdurchschnittlich verdienen. Und genau diese waren es auch, die den Herren Urlaub vor einer gnadenlosen aber nicht unverdienten Eingruppierung in die “Helene Fischer, absolut belanglose, dudelige, nervige, in China fällt ein Sack Reis um” Popmusik-Kategorie bewahrt haben. Denn das musikalisch Dargebotene war mehr als dünn. Ich würde mit mir streiten lassen, ob das Racing Team so etwas wie Spielfreude hatte. Die korrekte Antwort darauf wäre wohl jein. Tight waren sie jedenfalls nicht (Horst besteht darauf, dass ich das erwähne). Laut auch nicht. Und der Vetter wird wohl einfach alt.

DREAM THEATER – Thüringenhalle, Erfurt – 11.07.2014

Geschrieben von Horst

Älter werden hat auch schlechte Seiten. Genauso wie Krankenhäuser ohne WLAN. Und Konzerte die jetzt schon 2 Monate zurückliegen. Sowie der Versuch, sich möglichst exakt daran zu erinnern. Scheiße.

Auf jeden Fall hatte ich kurzfristig ein Ticket für DIE Prog-Metal Band gelöst. Dieter lehnte nach einem Vergleich des Eintrittspreises mit seinem neuen Rentenbescheid dankend ab. 50 EUR Ticket. 30 EUR T-Shirt. 3 EUR Bier. Wenigstens letzteres war fair.

Was übrigens grundsätzlich gegen das Konzert sprach, war die Location. Konzert in einer Turnhalle. Keine Pointe.

Dementsprechend leer war es bei meiner Ankunft und blieb es. Man könnte vom halb vollen Glas sprechen. Für mich war es halb leer. 19:58 Uhr erklang das Intro. 2 Minuten vor dem Aufdruck auf meinem Ticket. Ich glaube Dream Theater und ich waren einer Meinung. Es folgten 1,5h durch die musikalische Vergangenheit und Gegenwart der Band. Präzise vorgetragen, spielfreudig, fast schon sympathisch. Dann Pause. Ich fand sogar James LaBrie erträglich. Ein denkwürdiger Tag. Eine mitteilsame Endvierzigerin sah das komplett anders. Für sie waren es 90 Minuten “warm singen”, wie sie mir wortreich erklärte. Pause ruiniert, glücklicherweise ging es weiter. Es folgten weitere 1,5h tightes Brett, mit leichten Unsicherheiten bei aktuellem Material. Dafür gab es herbeigeklatschte Zugaben und das rundum wohlige Gefühl, DIE Prog-Metal Band live gesehen zu haben.

Fazit: nichts für Anfänger. Für Fortgeschrittene und Aufstrebende ein Muss.

DEFEATER + CASPIAN + LANDSCAPES + GOODTIME BOYS – Conne Island, Leipzig – 07.02.2014

Geschrieben von Dieter

Was für ein Glück ! Schon wieder habe ich das Leipzig-Ticket gelöst und Horst guckt in die Röhre. Allerdings frage ich mich schon auf dem Weg zum Einlass, ob ich nicht lieber meinen 14-jährigen Neffen hätte schicken sollen. Der kann zwar mit der Musik nix anfangen, hätte aber wesentlich besser in den Altersdurchschnitt gepasst. Nicht mal die alten, klatzköpfigen Breitschultern am Eingang sind heute da. Ich bin schon deprimiert bevor es überhaupt losgeht. Und dabei habe ich diesmal sogar die 2 EUR fürs Selbstdrucken des Tickets ausgegeben. Ich mir also erstmal eine Mate geholt und nachdem ich erfolgreich in meinen Jutebeutel gekotzt habe, kommen schon die Goodtime Boys. Die machen ihre Sache gar nicht so schlecht und erinnern mich irgendwie an Modern Life Is War. Keine Ahnung warum, aber ganz nett. Inzwischen wird es immer voller und Landscapes machen ihre Sache auch ganz nett, bräuchten aber mal einen anderen Sänger. Das passt nicht. Bei Caspian kann ich mich praktisch nicht mehr bewegen, so voll ist die Bude. Und ich hatte einen gemütlichen Tanztee mit meinen alten Kriegsveteranen Defeater erwartet. Erinnert mich an mein erstes und letztes Underoath Konzert vor vielen Jahren in Berlin. Das war genau so eine krasse Fehleinschätzung und überhaupt gibt es unglaublich viele Parallelen. Zurück zu Caspian. Ich brauche mehr als meine beiden Hände um abzählen zu können, wie oft ich die jetzt schon gesehen habe. Dem Sänger / Ansager von Caspian gehts genauso, so dass er sich auf die pragmatische Aussage “fucking many times” beschränkt. Und ich sags euch gleich, für mich isses nüscht. Die machen das schon gut, keine Frage, aber eingeschlafen is fix.

Jetzt weiß ich gar nicht was ich zu Defeater schreiben soll, denn so richtig objektiv kann ich da nicht bleiben. Vielleicht sei als erstes gesagt, dass Sänger Derek sich irgendwas Schlimmes an der Hüfte getan hat, auf einem eisernen Krückstock läuft, dies das vorletzte Konzert der Tour ist, alle Termin der unmittelbar anstehenden nächsten Tour abgesagt wurden weil Derek sich operieren lassen muss und ich ihm gerne beim Aufbauen helfen würde. Denn gesund sieht das nicht aus. Um ihn zu schützen herrscht auch ein “Stage Dive Verbot”, was auf großes Plakaten links und rechts der Bühne kundgetan wird. Finde ich sehr nachvollziehbar, einige der Zuschauer allerdings im weiteren Verlauf des Konzertes nicht. Dementsprechend beeindruckt bin, wie der liebe Derek alles gibt und ich das Konzert optisch und stimmlich nicht von jedem x-beliebigen anderen Defeater Konzert unterscheiden kann. Ob das gut für ihn ist, wage ich jetzt einfach mal zu bezweifeln. Ansonsten gibt es viel Altes und einiges Neues. Die Akustikfront wird auch beackert, allerdings nur in Form des Liebesliedes. Der Krieg muss zu Hause bleiben, was ich insofern schade finde, als das er ein recht zentrales Element der Liedinhalte geworden ist. Aber vielleicht gibt es einen Deal mit dem (Black Metal) Plenum des Conne Island. Bevor Horst wieder meckert, schreibe ich gleich selbst ein kleines

Fazit: Gelohnt hat es sich allemal, die Sache mit dem Altersdurchschnitt muss ich weiter beobachten.